Najera nach Santo Domingo de la Calzada

Alle haben gut geschlafen, leider müssen wir uns von Janina verabschieden. Ein letzter gemeinsamer Café con leche, dann gehen wir in verschiedene Richtungen. Wir sind traurig und laufen die ersten Kilomter schweigend nebeneinander. Dazu regnet es noch, aber es ist nicht so kalt.

Ein Hund läuft freudig mit uns den Hügel hoch, sein Frauchen ist noch ganz unten am Berg. Rechts und links des Weges sehen ich rote weichen Felsen, der mich an Mergel erinnert.

Es sind überall kleine Höhlen und Risse zu erkennen, ein kleiner Pinienwald wächst dort auch.

Oben angekommen können wir unseren Weg sehr weit überblicken, viele Pilger laufen Richtung Westen. Es sieht fast wie eine Ameisenstraße aus. Auf dieser Seite des Berges beginnen wieder die Weinberge. Rechts und links sehen wir in weiter Ferne hohe Berge, teils mit Schnee. Inzwischen ist es trocken, aber der Himmel ist noch grau.

Erneut geht es ein kurzes Stück an einer Autobahn entlang, danach öffnet sich die Landschaft. Hier gibt es Getreide und Gemüsefelder soweit das Auge reicht. Die Felder werden gerade bewässert (trotz des Regens). Der nächste Berg kommt in Sicht, es geht ein langezogener, zum Ende hin steiler Weg nach oben. 

In einer 3er Reihe nebeneiander marschieren Katja, Seth und ich im Gleichschritt den Berg rauf. Amelia plagt noch ihr rechtes Knie, sie ist 5 Minuten hinter uns.

Oben angekommen liegt links ein Rastplatz für Pilger, dort verschnaufen wir und essen Aprikosen und Kekse. Ab jetzt laufe ich allein, vorbei an einem Golfplatz, unverhofft taucht eine Bar auf. Es gibt Tortilla und Cafe con leche zum 2. Frühstück, die anderen 3 sind zehn Minuten später auch hier, jetzt haben wir nur noch 6 Kilometer bis zur heutigen Herberge. Es ist sehr heiß geworden, die Sonne brennt, ich wünsche mir die Kälte zurück. Heute ist so drückend Luft, für morgen sind Gewitter abgesagt. Dann werde ich schon auf dem Weg nach Bilbao sein. Heute ist mein letzter Tag auf dem Jakobsweg.

Heute sind wir in einr riesigen Herberge, wir bekommen unterm Dach ein Zimmer mit 5 stockbetten. Ich treffe Rotraud und viele andere bekannte Gesichter wieder. Sogar Josi ist schon hier, Anastasia schläft mit in unserem Zimmer. Das Paar aus Südkorea treffe ich vor der Herberge. 

Betten beziehen und ab unter die Dusche, wie herrlich. Danach fühlt sich ein Pilger wie neugeboren. 

Kleiner Spaziergang durch die Stadt, die Hühner in der Kirche schaue ich mir heute Abend in der Pilgermesse an. Alle 2 Wochen werden die Hühner in der Kirche ausgetauscht. Sie leben dort wegen einer überlieferten Geschichte aus dem Mittelalter.

Die armen Austauschhühner leben im Garten unserer Herberge in einer kleinen Voliere ohne Wasser. Am liebsten würde ich die Hühner da rausholen. 

Um 18:00 Uhr gehen wir Paella essen, ich spendiere eine Runde Sangria zum Abschied.

Hanna die Kanadierin lebt schon geraume Zeit in Australien, sie ist heute Abens auch dabei.

Nach dem Essen gehe ich direkt in die Herberge, Seth und Katja gehen alleine zur Pilgermesse zu, ich bin müde von der Sonne. In der Kathedrale findet statt der Pilgermesse eine Beerdigung statt, das war nicht so schön für alle Beteiligten, Katja hat sich sehr unwohl unter den Trauernden gefühlt.

Im Waschraum treffe ich Josi und Olga beim Zähne putzen.

Ich liege bereits im Bett als sich ein älteres Ehepaar sich in unseren Schlafraum unterm Dach verirrt. Die Ehefrau stützt auf dem Rückweg die Treppe runter und verletzt sich am Knöchel, hoffentlich kann sie morgen den Camino weiterlaufen.

Abschied von Janina beim Frühstück in der Bar.
Abschied von Janina beim Frühstück in der Bar.
Im Regen geht es den Berg rauf
Im Regen geht es den Berg rauf
Alter Cirön im Weinberg
Alter Cirön im Weinberg
Uralte Bewässerungsanlage
Uralte Bewässerungsanlage
Olga und Josi beim Zähneputzen
Olga und Josi beim Zähneputzen