Plötzlich war die Nacht zu Ende, ich habe gut geschlafen, aber ein Stündchen länger wäre schön gewesen. Der Lattenrost hat mich zum Glück ausgehalten.
Wir haben heute 23 Kilometer vor uns und beginnen den Tag mit Café con Leche und Croissants in der Bar eines schicken Hotels.
Ich ordere ein lecker aussehendes Thunfisch-Sandwich für den Weg.
Um kurz nach 8:00 Uhr starten wir, Richtung Navarrete. Wir laufen an Weinfeldern entlang über sanft nach unten gehende Wege. Die Sonne scheint bei 4 Grad, es ist so kalt. Langsam laufen wir uns warm. Es geht an einer viel befahrenen Straße entlang zu einem Pinienwäldchen. Über eine Holzbrücke gelangen wir auf die andere Seite der großen Straße. Die Pinien duften herrlich.
Kurz vor der Stadt dopen wir uns mit Bananen und Mandarinen, die eine Anwohnerin gegen Spende abgibt. Sie erzählt uns, dass ca. 400 Pilger täglich hier vorbei laufen, wir sind Nr. 30 - 35 heute.
Nach 9 Kilometern sind wir in Logroño. Es ist eine große lebhafte Stadt. Eine lange Brücke führt uns über den Ebro in die Altstadt. Plötzlich treffen wir Anastasia, sie wird auch in unserer heutigen Herberge übernachten. Eine wunderschöne Kirche liegt direkt am Weg, wir schauen uns die Kirche von innen an, sie ist sehr beeindruckend.
Eine Bar mit einem windgeschützen, sonnigen Platz draußen lädt zum 2. Frühstück ein. Wir genießen die Wärme und den Café con leche.
In der belebten Innenstadt müssen wir die gelben Pfeile tatsächlich suchen, aber wir finden den Weg! Ein wunderschöner Park führt uns aus der Stadt raus, er zieht sich kilometerweit bis zu einem großen See mit vielen riesigen Karpfen drin. Nächste Pause machen wir auf der Mauer am See in der Sonne. Am Ende vom Park treffen wir Marcellino an seiner Hütte, er ist eine Jakobsweglegende und verteilt dort Stempel und nette Worte. Er hat seinen Stand schon geschlossen und seine Ware im Bus verstaut. Wir bekommen trotzdem noch einen Pilgerstempel, er erklärt uns einen neuen kürzeren Weg nach Navarrete.
Erneut laufen wir an der viel befahrenen Straße, sie liegt jetzt unterhalb unseres Weges. Am Zaun zur Straße hin haben Pilger aus Ästen zusammen gebundene Kreuze und Bänder befestigt. Es geht immer wieder hoch und runter, insgesamt werden wir heute 368 Meter nach oben laufen.
Unser Zielort ist in Sichtweite, noch eine Steigung über eine gewundene Holztreppe überwinden, Straße überqueren dann sind wir im Ort. Unsere Herberge liegt direkt neben der Kirche, hoffentlich läuten die Kirchenglocken nicht in der Nacht. Wir bekommen ein 5 Bettzimmer, Hurra!!!
Es gibt eine Regendusche, aber die Bedienung der Dusche ist nicht ganz einfach, egal sie ist herrlich warm.
Gegen 18:00 Uhr gehen wir Tapas essen, die Sonne scheint. Josi, die 76 jährige Niederländerin kommt auch in die Bar, wie schön. Sie hat schon gegessen und es wird leider nur ein kurzes Treffen. Aber es geht ihr gut, sie strahlt pure Lebensfreude aus, das ist wunderbar. Rotraud und andere bekannte Gesichter laufen auch an der Bar vorbei, sie sind auf der Suche nach einem guten Abendessen.
Wir bestellen, nehmen unsere Tapas, gehen raus und die Sonne ist weg. In der Bar ist kein Platz mehr, also essen wir die inzwischen wieder kalten Tapas frierend auf der Terrasse. In Hannover sind 26 Grad, bei uns 13 Grad ohne Sonne, dass fühlt sich ungerecht an.
Danach brauche ich einen heißen Tee und gehe in mein Bett. Die anderen 4 gehen zur Pilgermesse.
Janina macht heißen Kakao für uns und wir spielen Kniffel..... oder Schniffel wie unserer Amerikaner sagt. Später kommen Beschwerden, der Becher mit den Würfeln ist zu laut, dann würfeln wir halt mit den Händen und freuen uns leise.