Um 7:00 Uhr haben wir eine Verabredung mit Seth und Hans. Wir wollen zusammen die letzten Kilometer zum Monument hochsteigen.
Die Sonne scheint bei 4 Grad, nach oben wird es gefühlt noch kälter. Das Monument besteht aus einer Pilgergruppe mit Eseln aus rostigem Eisen.
Der Morgen ist wunderbar, die Sonne ist gerade aufgegangen und färbt die Wolken rosa. Wir wandern einen kleinen (mehr oder weniger trockenen) Pfad durch blühenden Ginster, Thymian, Lavendel und Anis hinauf auf den Gipfel. Es sind nur wenige Pilger unterwegs. Der Morgen gehört uns allein, es ist ein kurzer aber heftiger Anstieg. Die Aussicht oben ist fantastisch, wir sehen die Pyrenäen, Pamplona zu Füßen der Pyrenäen und ganz viel Natur.
Mit dem Morgenlicht gelingen schöne Fotos. Da uns schnell kalt wird, machen wir uns an den Abstieg über breite Wege die man als Geröllfeld bezeichnen könnte. Der Weg ist bei Regen gefährlich, zum Glück verwöhnt uns heute die Sonne.
Wir freuen uns auf ein Frühstück, im ersten Ort ist noch alles geschlossen, enttäuscht laufen wir weiter. Die Landschaft verändert sich, liebliche Hügel liegen zwischen Getreide und Erbsenfeldern. Über uns zieht ein motorisierter Paragleiter seine Kreise. Hans, der 26 jährige Koreaner erzählt von seiner 3 jährigen Tätigkeit beim Militär, er zeigt uns wie sie marschieren mussten. Er hat jetzt den Militärdienst beendet und nutzt den Jakobsweg um sich neu zu orientieren. Natürlich heißt er nicht Hans, aber sein koranischer Name hört sich fast so an und er sagt auch ja zu ja. Da er beim Militär mit einem beinah 50 kg schweren Rucksack 40 km Märsche absolviert hat, ist der Jakobsweg mit seinem 11 kg schweren Rucksack Peanuts für ihn. Er ist immer sehr besorgt um mich, in seiner Kultur lernen sie Respekt vor älteren Personen. Beim Essen soll ich als erste dran sein. Er achtet darauf, daß ich gut den Berg runter komme und kickt auch schonmal größere Steine für mich vom Weg.
Er ist perfekt ausgerüstet, da er einen Berater für den Jakobsweg hatte.
Im nächsten Ort müssen wir noch 5 Minuten vor einer geschlossenen Bar warten, dann gibt es Frühstück um 9:30 Uhr. Katja ist auch plötzlich dort, gemeinsam laufen wir weiter
Der übernächste Ort ist Puente la Reina mit seiner berühmten alten Brücke.
Janina und Seth gehen dort in die 11:00 Uhr Sonntagsmesse. Wir anderen 3 laufen weiter, bis der Duft einer Bäckerei Katja und mich hineinzieht. Kurz sagt Hans Buen Camino und weg ist er, schade.
Wir haben heute keine Reservierung für ein Bett bekommen, aber in einer Herberge 4 km weiter bekommt man Betten wenn man früh genug dort ist. Also laufe ich weiter, Katja war auch plötzlich weg, ich treffe sie an der Herberge wieder. Wir bekommen Betten und Janina und Seth sind 15 Minuten später auch da.
Es ist eine wunderschöne alte Herberge mit schrägen Böden und Decken, alles im historischen Stil gehalten. Die Sanitäranlagen sind sehr modern und sauber, es gibt Regenduschen!!! Der Innenhof ist sonning und mit grünem Rasen ein Traum für müde Pilger.
Katja nutzt den Rasen für ihre Yogaübungen und ich genieße die warme Sonne nach dem Duschen.
Das Pilgermenü ist für 19:00 Uhr gebucht.
Es gab ein sehr leckeres Essen, die Herbergsmutter hat aus der Übersetzung der Speisekarten ein Show mit Lauten, Mimik und Humor gemacht, wir haben alle sehr gelacht. Am Tisch saßen 3 Italiener, 1 Brite, 3 Deutsche, 1 Amerikaner und 2 Belgier.
Ich war schon nach der Vorspeise satt, so groß waren die Portionen.
Nach dem Essen sitzen wir noch zusammen und quatschen, solange bis die Wirtin alle Türen aufreißt und uns fast erfrieren läßt.
Wir holen uns noch eine zusätzliche Decke gür die Nacht, die Nächte sind noch kalt.
Schlaft alle gut.