El Beso nach Sarria

Heute war ein außergewöhnlicher Tag. Nach dem Frühstück komme ich aus der Herberge im Nirgendwo und 5 bekannte Pilger laufen gerade vorbei. Es war eine großes Hallo am frühen Morgen. Ein ganz kurzes Stück sind wir zusammen gelaufen, nämlich nur bis zum 300 Meter entfernten Haus mit dem blauen Kreuz auf dem Dach. Im Haus ist eine Gallerie von einem Engländer. Er lebt dort, sein Name ist Arthur Manton Lowe. Überall hängen seine Aquarelle an der Wand, sie haben genau meine Farben. Wenigstens ein paar Postkarten möchte ich mitnehmen. Dann wird es spannend........

Er fragt, ob er meinen Pilgerpass stempeln soll. Natürlich soll er! Sein Stempel ist bereits sehr schön, aber dann nimmt er seinen Pinsel und malt mir ein kleines Aquarell in meinen Pilgerpass. Es stehen inzwischen 5 Personen im kleinen Ausstellungsraum. Alle bekommen ganz große Augen. Arthur fragt, ob wir zusammen beten wollen, klar wollen wir. 

Es waren so besondere Augenblicke bei Arthur in der Gallerie, dass mir jetzt noch warm ums Herz wird, wenn ich daran denke. Inken war auch dabei und hat ebenfalls ein kleines Aquarell in den Pilgerpass gemalt bekommen.

Es ist diesig heute Morgen. Wir laufen über grüne Hohlwege hoch und runter. Überall Farne, Moose, riesige Kastanien und andere Bäume. Wir laufen sogar an einem Birkenwald vorbei. Nach 5 km sitzt ein Hund mit einer großen Jakobsmuschel um den Hals auf dem Weg. Er gehört zu einem Pilger, der direkt am dortigen Friedhof im Zelt übernachtet hat.

Oben im Ort ist ein alter Bauernhof. Im Hof bietet ein junges Paar alles an, was ein Pilger braucht, Obst, Kuchen, Brot, Kekse, Kaffee, Saft und Nüsse. Alles auf Spendenbasis. Wir könnten dort den ganzen Tag bleiben, Yoga machen und uns im Garten entspannen. Nach einer halben Stunde gehen wir weiter. Der Wald wird von lichten Feldern abgelöst. Nach weiteren 5 km finden wir die erste Bar. Die Zivilisation hat uns wieder, ich laufe noch mit Inken zusammen.

Sie ist mit zwei grünen Stöcken gestartet. Inzwischen hat sie einen blauen und einen grünen  Stock. Eines Morgens war nur noch dieses ungleiche Paar in der Herberge und sie hat den Pilger, der ihren grünen Stock irrtümlich mitgenommen hat, bisher noch nicht wieder gesehen.

Nach 17 km kommen wir in Sarria an, für heute ist das genug für mich. Inkens Herberge ist voll belegt, aber ich bekomme in einer anderen Herberge ein Bett. Die Herberge ist liebevoll eingerichtet. Unterm Dachboden ist sogar ein sehr schöner Aufenthaltsraum, draußen gibt es einen kleinen Garten mit Bänken.

Ab Sarria soll der Jaboksweg richtig voll werden. Um die Urkunde in Santiago zu bekommen, muss man nur 100 km laufen und sich jeden Tag 2 Stempel holen. Das machen viele Spanier am verlängerten Wochenende. Man soll deshalb ab Sarria eine Herberge für den nächsten Tag buchen, weil man sonst kein Bett bekommt. 

Ich werde schauen, ob das tatsächlich so ist! Morgen wird es sich zeigen!

In der Altstadt esse ich bereits um 15:00 Uhr mein Pilgermenü. Ich setze mich zu Wayne aus Kanada an den Tisch, wir haben bereits gestern in der ökologischen Herberge nebeneinander gesessen. Er ist 75 Jahre alt und hat eine ganze Flasche Rotwein zu seinem Pilgermenü getrunken. Hoffentlich kommt er heil in seiner Herberge an. Ich bestelle mir nur Wasser.

Auf dem Rückweg treffe ich den Argentinier, den ich am Fuße der Pyrenäen kennengelernt habe. Er hatte sich erkältet und hier 2 Tage Pause gemacht.

Die kleine Gallerie
Die kleine Gallerie
Mein kleines Aquarell im Pilgerpass
Mein kleines Aquarell im Pilgerpass
Ja, wir fühlen uns so fertig wie wir aussehen.
Ja, wir fühlen uns so fertig wie wir aussehen.
Inken's ungleiche Stöcke
Inken's ungleiche Stöcke
Meine heutige Herberge
Meine heutige Herberge