Um 6:20 Uhr wache ich auf und bin allein im Schlafsaal, alle sind schon weg! Ich packe in aller Ruhe meine Sachen und wasche mich. Ohne Frühstück geht es los. Es ist noch kühl, die aufgehende Sonne leuchtet die Wolken von unten an und färbt sie rosa.
Bis Hospital de Orbigo sind es 5 km, dort findet ein Mittelalterfestival statt. Leider bin ich zu früh dran, es ist alles geschlossen.
Die Kulisse dafür ist perfekt, es führt eine alte lange Brücke über einen breiten Graben. Dort finden die Mittelalteraktivitäten statt, etwas abseits unter Bäumen ist das Lager der Kämpfer. Am Ende der Brücke sind in den Gassen viele Stände aufgebaut, ich bedauere sehr, dass alles geschlossen ist. Das wäre die richtige Veranstaltung für meinen Sohn Lars gewesen, sie findet nur alle 4 Jahre statt.
In einem Hotel gibt es Frühstück für mich und ich schreibe schnell den gestrigen Tagesbericht (es gab kein WiFi gestern).
Nach dem Ort regnet es kurz und heftig.
Nach weiteren 5 km nochmal kurzer Stopp in einer Bar, ich kaufe ein Brötchen, die nächsten 13 km soll es keine Verpflegungmöglichkeit geben. Dort treffe ich meine Gewittergefährten (die beiden Pilger mit den Pferden) wieder. Amalie aus Dänemark biegt auch um die Ecke, sie war beim Gewitter ein ganzes Stück vor uns, hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen.
Die Meseta endet heute, dafür fangen die kleinen Hügel an. Das ist zum warm werden, morgen geht es wieder in die Berge auf 1500 Meter hoch.
Von wegen keine Verpflegungsmöglichkeit bis Astorga! Oben auf dem 1. Hügel steht Marco aus Cuxhaven vor einem Häuschen und bietet alles, was ein Pilger braucht, gegen Spende an. Er ist seit letztem Sommer auf dem Jakobsweg und dort hängen geblieben. Auf dem 4. Hügel ist eine weitere wunderschöne Verpflegungsstation: Obst, Brot, Käse, Wurst, Säfte, Keks, Kuchen und alles gegen Spende.
Dann passiert es !! Ich versetzte meinen Mann und meine Söhne in Alarmbereitschaft! Meine Sportuhr hat eine Notfallfunktion, sie wird bei einem Sturz ausgelöst. Ich habe nur meinen Rucksack schwungvoll abgesetzt, dabei ist er mir etwas aus der Hand gerutscht. Mit links fange ich den Rucksack etwas ab, an dem Handgelenk ist die Uhr.
Plötzlich steht dort: Unfall erkannt, Notfallanrufe eingeleitet!
Schnell nehme ich mein Handy um Entwarnung zu geben, da klingelt es schon. Innerhalb von 1 Minute melden sich Tim, Lars und mein Ehemann. Alle sind froh, dass nichts passiert ist. Jetzt wissen wir, dass die Notfallwarnung mit Übermittlung meiner Koordinaten prima funktioniert!
Inzwischen ist ein Gewitter aufgezogen, es geht 4 km vorm heutigen Ziel los. Nach 30 Minuten ist alles vorbei, die Sonne scheint und trocknet alles wieder. In der Herberge erwische ich ein 4-Bettzimmer.
Allein gehe ich zum Essen los, gebe meine Bestellung auf und setze mich zu Henriette (Niederländerin), Franzis (Belgier) und Fanny (Brasilianerin) an den Tisch. Danach schaue ich mir den nach Plänen von Gaudi erbauten Bischofssitz an. Ich bin schwer beeindruckt! Da hat Gaudi ein exzellentes Kunstwerk erschaffen! Danach ist die Kathedrale dran. Sie wirkt nach dem Bischofssitz zu überladen. Während ich in der Kathedrale bin, geht draußen die Welt unter, ein heftiges Gewitter mit Hagel geht runter. Es schüttet wie aus Kübeln!
Um 19:00 Uhr liege ich im Bett, weil mir kalt ist. Ich bin auf dem Rückweg nass geworden, denn die Regenkleidung war in der Herberge.