Heute war ein außergewöhnlicher Tag. Ich der tollen Hergerge in Hontanas gabe ich sehr gut geschlafen.
Sabine aus Jena war meine Bettnachbarin. Sie ist bereits seit dem 02.03.22 unterwegs. Wir frühstücken noch zusammen, dann geht es los.
Über schmale Wege oder breite Sandwege geht es durch die Meseta. An der Klosterruine San Anton treffe ich auf einen Franzosen, er spricht sehr gut deutsch. Er ist nur 4 Tage unterwegs, ist aber den kompletten Jakobsweg schon einmal gelaufen. Er erzählt mir von der Herberge in der ehemaligen Kirche San Nicolas kurz vor Itero de la Vega. Es gibt dort weder Strom noch Wlan.
Wir laufen zusammen in den nächsten Ort hinein. Die Kirche am Ortseingang von Castrojeriz ist ein kleines Museum. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Allein bummle ich weiter durch den Ort und werde von einer offen stehenden Haustür angezogen. Besucher sind hier erwünscht! Eine Frau bemalt dort Steine, Stoff und Papier und bietet auch eine Meditation an. Die Außenwände zum Garten sind komplett verglast, der Blick in den Garten ist eine Oase der Ruhe. Ich bleibe dort eine Weile sitzen, die Energie in dem Raum ist unglaublich! Die Frau bringt mir ein Glas Holunderblütensaft. Leider muss ich dann doch weiter laufen.
Von wegen Hochebene..... der Ort lag in einer so tiefen Kuhle, dass es nach dem Ort einen unglaublich steilen Weg hoch geht. Oben angekommen ist die Aussicht auf die Meseta fantastisch, diese herbe schöne Landschaft werde ich noch ein paar Tage genießen können.
Dann laufe ich an der kleinen Kirche San Nicolas mitten in der Pampa vorbei und beschließe spontan dort zu bleiben. Ich habe das Glück einen von 8 Schlafplätzen zu bekommen.
Die Ruine aus dem 13. Jahrhundert wurde 1995 von Italienern restauriert und zur Herberge umgebaut. Sie wird auch heute noch von freiwilligen italienischen Hospitalieros geführt. In einem kleinen Gebäude hinter der Kirche befinden sich die Sanitäranlagen (mit Strom).
Es übernachten hier heute Jean aus Kanada, Magnus aus Norwegen. 2 Frauen namens Laura aus Italien, die ich bereits kenne und 3 weitere Italiener. Im langgezogenen Kirchenschiff stehen ganz hinten die Stockbetten, in der Mitte steht ein langer Esstisch mit provisorischer Küche an der Wand. Vorne gibt es einen kleinen Altarraum.
Um 19:00 Uhr läutet die Glocke in der Kirche zum Essen, vorher wird noch ein rituelles Füssewaschen im Altarraum zelebriert. Unter der hohen Decke im Altarraum ist ein Vogelnest, die Vogeleltern fliegen während des Essens munter über unseren Esstisch.
Ich fühle mich ins Mittelalter zurück versetzt.
Es gibt Nudeln mit Salat, reichlich Rotwein und Kuchen zum Nachtisch. Nach dem Essen sitzen wir noch alle lange draußen auf der Bank vor der Kirche, machen Fotos und unterhalten uns. Der Sternenhimmel soll hier wunderschön sein, weil es hier kaum andere Lichtquellen gibt.
Um kurz vor 22:00 Uhr gehen 8 Pilger, 2 Hospitalieros und eine Vogelfamilie in der Kirche schlafen. Im Altarraum brennt eine Kerze die ganze Nacht.