Belorado nach Ages

Es gab einen Kälteeinbruch!

Heute Morgen sind es unter 10 Grad draußen, ich ziehe fast alles an, was ich mit habe. In den letzten heißen Wochen bin ich zur Südeuropäerin mutiert, die Kälte setzt mir richtig zu! Die Mittelfussgelenke protestieren auch gegen den Kälteeinbruch.

Nach 7 km habe ich die Füße eingelaufen und hatte schon befürchtet, heute nicht weit zu kommen.

Dunkle Wolken machen die Bergspitzen unsichtbar, zum Glück soll es nicht regnen. 

Am Weg liegt eine offene Bar. Heute gönne ich mir gleich 2 heiße Cafés. Mir fällt eine Gruppe mit blauen Glitzerhütchen auf. Ich frage, was es damit auf sich hat. Es stellt sich heraus, dass eine weißhaarige schlanke Frau heute ihren 68. Geburtstag hat. Sie trägt einen Blumenkranz mit silberner Krone im Haar.

Das Geburtstagskind kommt aus Deutschland, die "Gäste" mit den blauen Hütchen aus Amerika. Wie das zusammen passt, habe ich dann nicht mehr gefragt.

Nach 12 km geht es richtig heftig den Berg hoch. Kurze steile Anstiege werden von geraden Stücken abgelöst, das macht den Aufstieg einfacher.

Endlich bin ich oben! Es sind nur kurze Pausen drin, denn sonst kühlt man zu sehr aus. Richtig kalt wird es aber erst beim sanften Abstieg. Die Fingerspitzen werden weiß und leider habe ich keine Handschuhe dabei. Nach einer Stunde kommt die Sonne leicht durch die Wolken und wärmt mich wieder auf.

Kurz nach dem Mittag komme ich am ehemaligen Kloster San Juan de Ortega an. In den Räumen befindet sich seit vielen Jahren eine alte Traditionsherberge. Nach der Messe um 18:30 Uhr gibt es für alle Pilger kostenlos eine Knoblauchsuppe.

Ich mag nicht im Knoblauchdunst schlafen und laufe noch 4 km weiter. Die erste Herberge am Weg ist meine. Ich finde moderne und 4 saubere Betträume mit eigenem Bad pro Zimmer vor.

Heute teile ich das Zimmer mit einer Französin, einem Amerikaner und zufällig wieder mit dem Mann aus Melilla.

Die Geburtstagsgesellschaft hat glücklicherweise eine andere Herberge gebucht.

Das Pilgermenü gibt es um 16:00 Uhr. In der Bar treffe ich auf bekannte Gesichter und wir tauschen uns rege aus. 

Im Nachbarort Atapuerca kann man Höhlen besichtigen. Dort werden auch menschliche Überreste und Gegenstände, die mindestens 800.000 Jahre alt sind, ausgestellt.

 

Meine heutige Herberge
Meine heutige Herberge