Ein neuer Tag auf dem Jakobsweg beginnt. Ohne Frühstück geht es in der Dämmerung los.
Heute ist es bewölkt, trotzdem ist es schon warm draußen. An der Hauptstraße laufe ich aus dem Ort hinaus, es geht am Friedhof vorbei links auf einen Sandweg. Kleine Gärten säumen den Weg, dann fangen die Weinberge an und begleiten mich den ganzen Weg. Es ist eine liebliche, hügelige Landschaft, die Weinberge werden durch kleine Felder unterbrochen. Am Rand des Weges wächst Mohn, Kamille und unbekannte gelbe und lila Blumen. Im nächsten großen Ort gibt es Frühstück in einer Bar. Ich bummel ein wenig durch die engen Gassen, einige Geschäfte haben geöffnet.
Aus den Ort hinaus geht es einen Berg hoch, dichter Kieferwald wechselt sich mit nackten roten Felsen zwischendurch ab. Der Felsen sieht aufgeschichtet aus und der Regen hat ihn teilweise ausgehöhlt.
Danach laufe ich weiter durch Weinberge. Eine Beregnungsanlage macht auch den Weg nass, ich bleibe stehen und lasse mich ein wenig von dem Wasser abkühlen.
Gegen Mittag bin ich in Azofra und dope mich mit eiskalter Cola in einem Straßenlokal, ganz kurz kann ich einen Blick auf eine Prozession erhaschen.
Cinzia (die Italienerin von gestern) und der Portugiese sind auch hier. Wir unterhalten uns und lachen sehr viel. Die beiden werden heute nicht mehr weiter laufen. Zum Abschied bekomme ich vom Portugiesen eine Art kleines Holzkreuz mit einem Herz darin geschenkt. Ich bin sehr gerührt.
Weiter geht es durch die Weinberge, nur noch 3,5 km einen Berg hoch, dann bin ich am Ziel für heute.
Der Berg steigt sanft an, um dann um so steiler den letzten Kilometer hoch zu gehen. Es ist richtig steil, ich kämpfe mich mit 28 km in den Beinen mühsam den Berg hoch. Kurz vorm Gipfel sitzt Linda, eine 29 jährige Italienerin, sie ist auch völlig fertig. Wir laufen gemeinsam weiter. Der Ort beginnt mit einem Golfplatz und einer neuen Wohnsiedlung. Wo ist hier eine Herberge? Es geht einen kleinen Hügel hoch und dann kommt endlich eine Herberge in Sicht. Sie ist knallblau, wir bekommen die letzten beiden Betten.
Es ist ein Doppelzimmer mit einem schmalen Doppelbett unterm Dachboden mit Wasserkocher und Tee und Kaffee. Wir sind glücklich und fühlen uns wie Königinnen, ein Raum nur für 2 Personen!
Nach dem Duschen gibt es Tee und Kekse bei uns im Zimmer.
Um 17:45 Uhr gibt einen sehr leckeren mediterranen Linseneintopf.
Es gewittert etwas draußen, morgen soll es nicht so heiß werden!